Die freie Arztwahl im traditionellen Modell der Grundversicherung: Freiheit, Verantwortung und Kosten im Gleichgewicht

 

Die freie Arztwahl gilt in der Schweiz als ein zentrales Merkmal des traditionellen Modells der obligatorischen Grundversicherung. Gerade in einem Land mit einem hochentwickelten Gesundheitssystem wie der Schweiz hat die Wahlfreiheit für Patientinnen und Patienten einen hohen Stellenwert. Wer sich für das sogenannte Standardmodell entscheidet, profitiert von dieser Freiheit. Doch mit der Freiheit kommen auch Verantwortung und mitunter höhere Kosten.

 

In diesem Beitrag betrachten wir das traditionelle Modell der Grundversicherung genauer. Sie erfahren, was freie Arztwahl konkret bedeutet, welche Vor- und Nachteile das Standardmodell bietet, wie es sich im Vergleich zu anderen Modellen verhält, welche Rolle es in einer Stadt wie Basel spielt und worauf man achten sollte, wenn man diese Form der Absicherung wählt.

Was bedeutet freie Arztwahl?

Freie Arztwahl bedeutet, dass Versicherte bei gesundheitlichen Beschwerden selbst entscheiden können, welchen Arzt sie aufsuchen möchten. Dies gilt sowohl für Hausärzte als auch für Fachärzte und Spezialisten. Es ist keine vorgängige Beratung über eine medizinische Hotline erforderlich. Auch muss kein definierter Hausarzt kontaktiert werden, bevor man einen Spezialisten konsultiert.

Diese Freiheit ist im traditionellen Modell der Grundversicherung vollumfänglich gewährleistet. Im Gegensatz zu alternativen Modellen, bei denen der erste Kontakt über ein Telemedizin-Zentrum oder einen Hausarzt erfolgen muss, können sich Versicherte im Standardmodell bei jedem anerkannten Arzt ihrer Wahl behandeln lassen.

 

Besonders geschätzt wird diese Wahlfreiheit von Menschen, die ihre medizinischen Kontakte selbst organisieren möchten, die langjährige Beziehungen zu bestimmten Fachärzten pflegen oder die gerne direkt bei einem Spezialisten beginnen, ohne den Umweg über den Hausarzt.

Die Bedeutung des Standardmodells im schweizerischen Gesundheitssystem

Das Standardmodell ist die ursprüngliche Form der Krankenversicherung, wie sie im Bundesgesetz über die Krankenversicherung vorgesehen ist. Auch heute noch wählen viele Menschen dieses Modell, insbesondere wenn sie auf Flexibilität und Eigenverantwortung setzen.

Die freie Arztwahl spiegelt auch das Vertrauen in die Mündigkeit der Versicherten wider. Jeder hat das Recht, die Behandlung zu wählen, die er für sich als angemessen empfindet, solange sie den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht.

 

Im Laufe der Jahre sind alternative Versicherungsmodelle entstanden, die Einschränkungen bei der Arztwahl vorsehen, dafür aber günstigere Prämien ermöglichen. Dennoch ist das Standardmodell mit freier Arztwahl für viele Versicherte ein wichtiger Bestandteil ihres persönlichen Freiheitsempfindens.

Die Vorteile der freien Arztwahl

Einer der grössten Vorteile des traditionellen Modells ist die sofortige Verfügbarkeit von medizinischer Versorgung nach eigenem Ermessen. Wenn jemand plötzlich starke Rückenschmerzen hat, kann er direkt einen Spezialisten für Orthopädie aufsuchen, ohne zuvor mit einem Hausarzt oder einem medizinischen Callcenter Rücksprache halten zu müssen.

 

Diese Unabhängigkeit bietet insbesondere in komplexen medizinischen Fällen grosse Vorteile. Wer bereits eine chronische Erkrankung hat und sich regelmässig von einem bestimmten Facharzt behandeln lässt, möchte vielleicht nicht durch ein alternatives Modell gezwungen werden, zuerst eine andere medizinische Instanz zu konsultieren.

 

Auch Menschen mit einem internationalen Hintergrund, die sich in Basel behandeln lassen, schätzen diese Flexibilität. Viele empfinden das traditionelle Modell als unkompliziert, weil sie nicht an bestimmte Strukturen gebunden sind.

 

Ein weiterer Vorteil ist, dass man nicht auf eine zentrale Anlaufstelle oder feste Vertragsärzte angewiesen ist. In Situationen, in denen man zum Beispiel wegen Umzug, Ferien oder Arbeitswechsel in einer anderen Region einen Arzt konsultieren möchte, ist dies im Standardmodell problemlos möglich.

Nachteile und Herausforderungen der freien Arztwahl

Neben der grössten Stärke, der freien Entscheidungsmöglichkeit, bringt das Standardmodell auch einige Herausforderungen mit sich.

Zunächst sind die monatlichen Prämien in der Regel höher als bei alternativen Modellen. Die Krankenkassen kalkulieren damit, dass Versicherte im Standardmodell häufiger oder teurere Leistungen beanspruchen, weil sie keinen ärztlichen Gatekeeper haben.

Zudem ist die Verantwortung für die Koordination der Behandlung vollständig beim Versicherten. Wer mehrere Fachärzte gleichzeitig konsultiert, läuft Gefahr, dass Untersuchungen doppelt durchgeführt oder Medikamente verschrieben werden, die sich gegenseitig beeinflussen.

Die fehlende zentrale Betreuung kann insbesondere bei chronischen oder komplexen Erkrankungen zu Problemen führen, wenn keine übergeordnete Übersicht über Diagnosen, Therapien und Medikamente existiert. Auch das Risiko von sogenannten Arzt-Hopping, also dem Wechsel zwischen mehreren Ärzten in kurzer Zeit ohne klare Behandlungsstrategie, ist im Standardmodell grösser.

Das Standardmodell im Vergleich zu anderen Versicherungsmodellen

Um die Vorteile des Standardmodells besser einordnen zu können, lohnt sich ein Vergleich mit den anderen drei weit verbreiteten Modellen der Grundversicherung.

Im Hausarztmodell verpflichten sich Versicherte, zuerst ihren gewählten Hausarzt zu konsultieren. Dieser koordiniert die weitere Behandlung und überweist bei Bedarf an Spezialisten. Die Prämien sind deutlich günstiger, doch die freie Arztwahl ist eingeschränkt.

Das HMO-Modell basiert auf Gesundheitszentren, in denen Hausärzte, Spezialisten und Therapeuten zusammenarbeiten. Auch hier ist die Arztwahl limitiert, dafür profitieren die Versicherten von sehr günstigen Prämien und einer koordinierten Versorgung.

Das Telmed-Modell funktioniert über eine medizinische Hotline, die im ersten Schritt kontaktiert werden muss. Erst nach dem Gespräch wird entschieden, ob und wo eine weitere medizinische Behandlung notwendig ist. Auch hier winken tiefe Prämien, aber die freie Wahl eines Arztes ist nicht jederzeit gegeben.

 

Im Vergleich dazu steht das Standardmodell für maximale Freiheit, jedoch zu einem höheren Preis und mit mehr Eigenverantwortung.

Die Situation in Basel

Basel gehört zu den Regionen mit einer besonders hohen Dichte an Ärzten, Spitälern und Spezialkliniken. Die Qualität der medizinischen Versorgung ist ausgezeichnet und viele Patientinnen und Patienten wissen die Vielfalt der verfügbaren medizinischen Einrichtungen zu schätzen.

Wer in Basel lebt, kann mit dem Standardmodell von dieser Vielfalt voll profitieren. Der Zugang zu Fachärzten und Spitälern ist unkompliziert. Termine lassen sich oft direkt vereinbaren, ohne dass eine Überweisung erforderlich ist.

Gerade für Menschen mit spezifischen medizinischen Bedürfnissen, zum Beispiel internationale Studierende, Grenzgänger oder Patienten mit besonderen Diagnosen, bietet Basel im Rahmen des traditionellen Modells ideale Bedingungen.

 

Allerdings sind die Prämien in Basel im schweizweiten Vergleich tendenziell höher. Dies liegt an der städtischen Struktur, der hohen Nutzung medizinischer Leistungen und den damit verbundenen Gesundheitskosten.

Wer profitiert besonders vom Standardmodell?

Das Standardmodell eignet sich vor allem für Personen, die grossen Wert auf Unabhängigkeit legen und bereit sind, für diese Freiheit auch mehr zu bezahlen.

Dazu zählen Menschen mit komplexen Erkrankungen, die bereits in Behandlung bei mehreren Spezialisten sind. Sie möchten nicht über eine zusätzliche Instanz wie einen Hausarzt oder eine Telefonberatung gelenkt werden.

Auch Personen mit guten medizinischen Kenntnissen oder einem klaren Gesundheitsplan entscheiden sich häufig bewusst für das Standardmodell.

 

Zudem gibt es viele Versicherte, die sich im Schweizer Gesundheitssystem sehr gut auskennen und sich durch alternative Modelle eher eingeschränkt fühlen. Für sie steht der Komfort und das gewohnte System im Vordergrund.

Worauf sollte man bei der Wahl achten?

Bevor man sich für das Standardmodell entscheidet, sollte man die eigenen Bedürfnisse und das persönliche Gesundheitsverhalten reflektieren.

Wer häufig medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, aber keine koordinierende Betreuung wünscht, ist mit diesem Modell gut beraten.

Wer hingegen eher selten zum Arzt geht, kann durch ein alternatives Modell viel Geld sparen, ohne grosse Einschränkungen zu spüren.

Auch die Lebensphase spielt eine Rolle. Junge Menschen mit stabilem Gesundheitszustand wählen häufig günstigere Modelle, während ältere Personen oder Menschen mit Vorerkrankungen häufiger auf das Standardmodell setzen.

 

Ein weiterer Punkt ist die Frage, ob man gerne eigenverantwortlich handelt. Wer seine Arzttermine und medizinischen Unterlagen gut selbst organisiert, wird mit dem Standardmodell zufrieden sein. Wer hingegen auf strukturierte Betreuung und Begleitung durch einen festen Hausarzt angewiesen ist, fährt mit einem anderen Modell besser.