Der Petersplatz in Basel – Ein Ort zwischen Geschichte, Begegnung und Wandel
Mitten in der Altstadt von Basel liegt der Petersplatz – ein Ort, der auf den ersten Blick ruhig und beschaulich wirkt, bei genauerem Hinsehen jedoch voller Leben und Geschichte steckt. Er ist nicht nur ein architektonisch reizvoller Platz, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt, der über die Jahrhunderte viele Wandlungen erlebt hat. In seiner langen Vergangenheit diente er unter anderem als Garten, Friedhof, Exerzierplatz, Markt, Lagerhalle, Universitätsstandort und heute als beliebter Ort für Märkte und Feste. Dieser Text nimmt dich mit auf eine Reise durch die bewegte Geschichte und das heutige Gesicht des Petersplatzes.
Ein grüner Ursprung – der mittelalterliche Baumgarten
Der Ursprung des Petersplatzes reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Damals befand sich an dieser Stelle ein Baumgarten, angelegt von den Geistlichen des benachbarten St. Petersstifts. Die Fläche lag damals noch außerhalb der befestigten Stadtmauern und war gesäumt von Laubbäumen wie Ulmen und Linden. In einer Zeit, in der Städte dicht bebaut und laut waren, bot dieser Garten eine Oase der Ruhe. Hier konnten sich Geistliche und Bürger erholen, spazieren gehen oder sich unterhalten.
Mit der Erweiterung der Stadtgrenzen wurde auch der Petersplatz Teil des innerstädtischen Lebens. Er verlor seine Funktion als stiller Garten und wurde nach und nach stärker in die städtische Nutzung einbezogen. Es fanden erste öffentliche Veranstaltungen statt, und der Platz entwickelte sich zu einem Ort der Begegnung für verschiedene gesellschaftliche Gruppen.
Der Petersplatz als Schauplatz öffentlicher Aktivitäten
Schon bald nutzte man den Platz für sportliche Wettkämpfe, Übungen der Bürgerwehr und städtische Versammlungen. In einer Zeit ohne zentrale Stadthalle oder Sportplatz war der Petersplatz der geeignete Ort, um größere Menschenmengen zu versammeln. Auch militärische Übungen und Schießwettbewerbe fanden hier regelmäßig statt. Besonders das Armbrustschießen war im Mittelalter eine beliebte Disziplin und wurde auf dem Petersplatz mit großem Eifer betrieben.
Der Platz wurde so zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens. Auch Märkte und gelegentliche Feste wurden hier abgehalten. Mit seiner offenen, rechteckigen Form eignete er sich bestens für solche Zwecke und war einfach zugänglich für Händler und Besucher aus allen Stadtteilen.
Der jüdische Friedhof – ein verdrängter Teil der Geschichte
Ein weniger bekannter, aber bedeutender Teil der Geschichte des Petersplatzes betrifft den jüdischen Friedhof, der sich im südlichen Bereich des heutigen Platzes befand. Im 14. Jahrhundert lebten zahlreiche jüdische Familien in Basel, und der Friedhof war ein zentraler Ort ihrer Gemeinde. Während der Pestjahre kam es jedoch zu schweren Pogromen. Der Friedhof wurde verwüstet und die jüdische Bevölkerung vertrieben.
Die Reste des Friedhofs gerieten lange in Vergessenheit, bis bei Bauarbeiten im 20. Jahrhundert Gräber und Grabsteinfragmente gefunden wurden. Heute erinnert wenig an diesen Abschnitt der Geschichte, doch die Funde haben ein Stück kultureller Vielfalt ans Licht gebracht, das dem Platz über Jahrhunderte eingeschrieben war.
Der Bau des Zeughauses – Funktion und Symbolkraft
Im 15. Jahrhundert errichtete die Stadt Basel auf dem Petersplatz ein Zeughaus. Dieses diente der Lagerung von Waffen, Rüstungen und anderem militärischen Material. Mit der Zeit wurde das Gebäude um zusätzliche Funktionen erweitert, etwa zur Lagerung von Getreide, was besonders in Zeiten der Not lebenswichtig war. Das Zeughaus war nicht nur ein funktionales Bauwerk, sondern auch ein Zeichen für die Wehrhaftigkeit und den Selbstbehauptungswillen der Stadt.
Es bestand aus einem langen, mehrstöckigen Bau mit hohen Giebeln und massiven Toren. Die Architektur war schlicht, aber imposant – genau das richtige Signal in einer Zeit, in der Städte sich oft selbst verteidigen mussten. Der Bau prägte das Bild des Petersplatzes für viele Jahrhunderte.
Der Wandel zum bürgerlichen Stadtviertel
Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts begann sich der Charakter des Petersplatzes erneut zu verändern. Die einst militärisch und wirtschaftlich genutzte Fläche wurde zunehmend von städtischen und bürgerlichen Interessen geprägt. Statt einfacher Zweckbauten entstanden repräsentative Stadthäuser, darunter der Holsteinerhof, der Markgräfliche Hof und das Wildt’sche Haus. Diese eleganten Gebäude spiegelten den wachsenden Wohlstand des Basler Bürgertums wider.
Auch der Platz selbst wurde ästhetisch aufgewertet. Es entstanden kleine Gärten, Brunnen und gepflasterte Wege. Der Petersplatz wurde so zu einem ruhigen, aber vornehmen Stadtviertel, das die Nähe zur Universität und zur Altstadt vereinte.
Der Bau des Kollegienhauses – Bildung im Zentrum
Ein bedeutender Einschnitt erfolgte in den 1930er Jahren, als das historische Zeughaus abgerissen wurde, um dem Kollegienhaus der Universität Basel Platz zu machen. Der neue Bau war ein Ausdruck des Modernismus: funktional, hell, offen gestaltet. Der Bau des Kollegienhauses markierte den Übergang vom historischen Platz zum Bildungszentrum. Seitdem ist der Petersplatz eng mit dem Leben der Universität verbunden.
Die Gebäude rund um den Platz dienen heute verschiedenen Zwecken. Sie beherbergen Seminarräume, Bibliotheken und Verwaltungsbüros. Der Platz selbst bleibt jedoch ein Ort des Austauschs, an dem sich Studierende, Lehrende und Bürger begegnen.
Der Samstagsflohmarkt – ein Ort für Sammler und Neugierige
Besonders lebendig wird der Petersplatz an jedem Samstagmorgen. Dann verwandelt er sich in einen großen Flohmarkt, der weit über Basel hinaus bekannt ist. Früh am Morgen beginnen Händler ihre Tische aufzubauen. Bücher, Schallplatten, alte Möbel, Vintage-Kleidung, Porzellan, Schmuckstücke – das Angebot ist bunt und oft überraschend.
Der Flohmarkt ist nicht nur ein Handelsplatz, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Menschen aus unterschiedlichen Generationen, Nationalitäten und Lebensbereichen kommen hier zusammen, stöbern, handeln und tauschen Geschichten aus. Für viele Baslerinnen und Basler ist der Samstagsflohmarkt eine feste Institution, fast schon ein kleines Ritual zum Start ins Wochenende.
Die Basler Herbstmesse – Tradition und Volksfeststimmung
Ein weiteres großes Ereignis auf dem Petersplatz ist die Basler Herbstmesse. Sie beginnt jedes Jahr Ende Oktober und zieht Besucher aus der ganzen Schweiz an. Der Platz verwandelt sich dann in einen bunten Markt mit Ständen, Fahrgeschäften und kulinarischen Angeboten.
Ein besonderer Teil der Herbstmesse ist der sogenannte Hääfelimäärt. Hier werden handgemachte Keramik, Kunsthandwerk und regionale Produkte angeboten. Der Duft von Magenbrot, gebrannten Mandeln und Glühwein liegt in der Luft, und der Platz erhält eine ganz besondere Atmosphäre. Auch wer sonst kein Freund von Messen ist, findet hier oft einen Grund zum Verweilen.
Ein Platz im Wandel – und doch beständig
Der Petersplatz hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Aus einem Garten wurde ein Versammlungsort, aus einem Lagerplatz ein Universitätscampus, aus einem einfachen Wochenmarkt ein städtisches Highlight. Diese Wandlungsfähigkeit ist vielleicht das auffälligste Merkmal des Platzes. Er war nie statisch, sondern immer in Bewegung – genau wie die Stadt Basel selbst.
Gleichzeitig hat der Platz sich aber auch eine gewisse Ruhe bewahrt. Wer heute unter den alten Bäumen entlangschlendert, spürt etwas von der historischen Tiefe dieses Ortes. Es ist ein Platz, der Geschichten erzählt, auch wenn man sie nicht auf den ersten Blick sieht. Wer genau hinsieht, entdeckt nicht nur architektonische Schönheiten, sondern auch kulturelle Spuren, persönliche Begegnungen und kleine Wunder des Alltags.
Fazit – Der Petersplatz als Spiegel Basels
Der Petersplatz ist mehr als nur ein Stück Stadtfläche. Er ist ein Ort der Erinnerung, des Austauschs und der Kontinuität. Seine Geschichte reicht weit zurück und ist eng verwoben mit den Entwicklungen der Stadt Basel. Heute ist er ein lebendiger Treffpunkt, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart, Ruhe und Geschäftigkeit, Bildung und Freizeit auf natürliche Weise verbinden.
Ob man ihn als Flohmarktbesucher erlebt, als Studierender auf dem Weg zur Vorlesung oder einfach als Spaziergänger – der Petersplatz bietet für jeden etwas. Und genau darin liegt seine stille, aber eindrucksvolle Stärke.